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Biografien, die die Geschichte des 20. Jhds. zusammenfassen

Nach Angaben deutscher Behörden sind die argentinischen Einwanderer relativ jung und die Frauen dabei leicht in der Mehrzahl. Das Durchschnittsalter liegt bei 38 Jahren, die Mehrheit lebt seit mehr als einem Jahrzehnt hier. Es reicht aber eine kurze Recherche in einem der vier Konsulate der Argentinischen Republik in Deutschland, um festzustellen, dass die Statistik nicht immer die Wirklichkeit widerspiegelt.

Allein das Konsulat in Frankfurt am Main (zuständig für seine Bürger in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen) verzeichnet 5.000 Argentinier, so Marina Lasagna, Spezialistin im Zentrum für Absatzförderung in Frankfurt.

Des Weiteren sind im Hamburger Konsulat (zuständig für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen) und im Bonner Konsulat (zuständig für Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland) insgesamt 3.500 Argentinier registriert.

Man erkennt sie nicht

Lasagna selbst, mit italienischen Vorfahren und entsprechendem Pass, ist ein Beispiel dafür, wie schwierig es ist, die argentinischen Spuren in Deutschland in Statistiken aufzunehmen. „Viele besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit, andere die italienische und manchmal auch die spanische”, erklärt Manuel A. Fernández Salorio, Generalkonsul in Hamburg. Die Mehrheit beherrscht die deutsche Sprache. „Wir sind in das deutsche Leben integriert und es ist nicht einfach, uns ausfindig zu machen”, meint Mariana Llanos, deutsch-argentinische Politologin vom Institut GIGA in Hamburg.

Zwischen Argentinien und Deutschland gibt es kein Abkommen bezüglich doppelter Staatsbürgerschaft.

Es gibt kein Abkommen zwischen Argentinien und Deutschland, welches eine doppelte Staatsbürgerschaft vorsieht, wie es mit anderen Ländern Europas (Italien, Spanien, Norwegen und Schweden) oder Amerikas (Kolumbien, Chile, Ecuador, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Panama und zum Teil in der USA) der Fall ist.

Die argentinische Nationalität ist unkündbar. Die Argentinier werden beim Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft als Staatsbürger mit vollen Rechten bei deutschen Behörden angesehen, doch für die Argentinier bleiben sie weiterhin ihre Staatsbürger, die höchstens politische Rechte abgeben müssen.

Zwischen Diktatur und Wirtschaftskrise

Sowohl die Motivation als auch die soziale und berufliche Zusammensetzung der hier ansässigen argentinischen Migranten sind vielfältig. Nach Angaben des Hamburger Generalkonsuls gibt es neben Wissenschaftlern (Forscher, Studenten, Doktoranten) auch Musiker, bildende Künstler, Ballett- und Tangotänzer, Unternehmer, Journalisten, Sportler etc.

Viele politische Flüchtlinge, im Wesentlichen Studenten und Akademiker, die sich während der argentinischen Diktatur zwischen 1976 und 1983 in großen Städten wie Berlin, Frankfurt und Hamburg niedergelassen hatten, kehrten mit der Einführung der Demokratie in ihre Heimat zurück. Andere fanden in Deutschland eine zweite Heimat.

Einige Lebensgeschichten spiegeln die Geschichte des 20. Jahrhunderts wieder, meint Guillermo Atlas, Mitarbeiter des Zentrums für Absatzförderung des Frankfurter Konsulats. „Ein großer Teil von Argentiniern mit jüdisch-deutscher Abstammung kehrte in den 70er und 80er Jahren, vor der Diktatur flüchtend, zurück nach Deutschland. Sie waren die Kinder jener jüdisch-deutschen Einwanderer, die vor dem ersten oder zweiten Weltkrieg und dem Nazireich nach Argentinien flüchteten.”

„Andere Auswanderungswellen hängen mit den argentinischen Wirtschaftszyklen zusammen”, bestätigen Atlas und Fernández Salorio. Den deutschen Statistiken zufolge gab es die letzte große Auswanderungswelle in der Zeit zwischen 2001 und 2003, zur Zeit der argentinischen Wirtschaftskrise. Die Konsulate von Bonn und Hamburg bestätigen diese Beobachtung.

Zwischen Kunst und Bundesliga

Die Tangoschulen erlebten in den letzten Jahren einen Ansturm in Deutschland

Auch die Fußballvereine der deutschen Bundesliga sind zumindest vorübergehende Heimstätten für argentinische Spieler wie Rodolfo Cardoso (ehemaliger Spieler von Hamburger SV und aktuell technischer Leiter der 2. Mannschaft des Hamburger SV), Martin Demichelis (Bayern München), Diego Klimowicz (VfL Bochum), Mauro Camoranesi (VfB Stuttgart) oder Javier Pinola (FC Nürnberg) – einige von ihnen mit italienischem oder spanischem Pass.

Damit nicht genug: „In Argentinien gibt es eine hervorragende Musikausbildung und für Musiker ist Deutschland ein Paradies. Hier gibt es in jedem Dorf einen Chor, ein Orchester”, lobt Guillermo Atlas. Das hat Persönlichkeiten wie Pablo Assante, Direktor der Semperoper in Dresden, angezogen.

Im Allgemeinen vereint die Kulturwelt und der deutsche akademische Raum nicht wenige Argentinier: Der Koordinator des Hamburger Ballett Eduardo Bertini, die bildenden Künstler Miguel Rothschild und César Lozano, die Schriftstellerinnen Maria Cecilia Barbetta und Marta Kapustin, die Kinodirektoren Ciro Cappellari und Jeanine Meerapfel, die Balletttänzerin und Choreografin Maria Colusi, die Balletttänzerin und Tangolehrerin Fabiana Jarma, der Journalist und Menschenrechtsaktivist Osvaldo Bayer oder der ehemalige Botschafter und Philosoph Ernesto Garzón Valdés, sind nur einige Namen dieser Liste illustrer Bürger.

Autorin: Rosa Muñoz Lima
Redaktion: Claudia Herrera Pahl

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