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Bunty Bans: „Die Deutschen haben mich angenommen“

Es ist eine besondere Erfolgsgeschichte: 1996, mit gerade einmal 26 Jahren eröffnet der Inder Bunty Bans in Berlin sein erstes Restaurant. Das „Amrit“ im Stadtteil Kreuzberg ist mittlerweile zu einer festen Institution geworden.

Wann immer er Zeit hat, probiert Bunty Bans in der Küche die Speisen.

Es brutzelt, zischt und brodelt bedrohlich in den Töpfen und Pfannen des „Amrit“ in Berlin. Der Duft exotischer Gewürze liegt in der Luft. Mit geübtem Blick überprüft Bunty Bans, ob seine Mannschaft die Lage in der Küche im Griff hat. Wie immer ist das Restaurant proppenvoll. Deshalb verzieht sich Bans schnell wieder hinter seinen Tresen und kümmert sich gewohnt charmant und mit einem Lächeln auf den Lippen um seine Gäste. 150 Mitarbeiter hat Bans inzwischen und selbst Bollywoodstars wie Shahrukh Khan gehen bei Bans ein und aus.

Harte und mutige Entscheidungen

Berlin ist eine Stadt, die irgendwie offen und gelassen ist, sagt Bans nachdenklich. Damit sei Berlin ihm sehr ähnlich. Doch für den heute so erfolgreichen Bans war das Leben in Deutschland nicht immer einfach. Er musste viele harte Entscheidungen treffen und immer wieder seinen Mut beweisen: „Als ich nach Deutschland kam, habe ich mich so wie ich bin präsentiert. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich wegen meines Aussehens nicht angenommen wurde. Ich musste mich entscheiden, ob ich hier bleiben will oder zurück gehe. Ich wollte hier bleiben. Deshalb habe ich meinen Turban abgenommen und meine Haare schneiden lassen.“

Die Religion spielt eine wichtige Rolle in dem Leben des gläubigen Sikhs.

Kein leichter Schritt, erinnert sich Bans wehmütig. Doch trotz seiner äußerlichen Wandlung ist ihm als Sikh seine Religion sehr wichtig. Es mache ihn glücklich und gebe ihm Halt, wenn er nach der Lehre und den Gesetzen der im 15. Jahrhundert gegründeten Religion der Sikhs lebe. Fünf sogenannte Grundübel versucht er zu vermeiden, betont er: Zorn, die Dominanz des Egos, Gier und Neid, Wut und emotionale Verbundenheit mit Materiellem.

Erinnerung an die indische Heimat

Auch seinen neunjährigen Zwillingssöhnen, die fast nur deutsche Freunde haben und in Berlin aufgewachsen sind, will er ihre Wurzeln vermitteln. Er will für sie eine Brücke bauen zwischen Deutschland und Indien, dem Land, wo er eine glückliche Kindheit und Jugend verbracht hat und wo seine Eltern noch heute leben: „Immer wenn ich in Indien bin, versuche ich innere Ruhe und Kraft zu sammeln. Jedes Mal wenn ich zum Beispiel in Amritsar im Goldenen Tempel bin, berührt mich diese Kraft, die dieser Ort hat. Die Kinder sind hier geboren und wachsen in Deutschland in dieser Gesellschaft auf. Ich bemühe mich aber schon, dass sie für ihre Heimatkultur Gefühle entwickeln.“ So versucht er es zu ermöglichen, dass seine Kinder jedes Jahr während der Sommerferien nach Indien reisen. Auch durch die regelmäßigen Besuche von Bunty Bans Eltern lernen sie etwas über die indische Kultur.

Bunty Bans sieht seine Mitarbeiter als "Familie".

Bunty Bans ist ein absoluter Familienmensch. Seine inzwischen fünf Restaurants führt er zusammen mit seinem älteren Bruder Bitu. Zu seinen Mitarbeitern pflegt er ein freundschaftliches, respektvolles Verhältnis und versucht, ihnen bei Problemen wie ein Freund mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Meistens trägt er Jeans und Hemd, tritt trotz seines Erfolgs bescheiden auf. Alles was er tut, möchte der ehrgeizige Bans perfekt machen. Oft schaut er daher am Wochenende in seinen Restaurants und in seinem Büro nach dem Rechten, auch wenn dies bedeutet, dass er weniger Zeit für seine Familie hat.

Komplizierte deutsche Bürokratie

Am besten schmeckt ihm das Essen zu Hause. Es ist eben einfach etwas Anderes als im Restaurant, wenn seine Frau für ihn „Makki ki roti“, ein traditionelles Fladenbrot aus Maismehl, Linsen, „Dal“ genannt und sein Lieblingsgemüse mit Kartoffeln, „Aloo Methi“ zubereitet. Wo sieht er im Alltag Unterschiede zwischen Indien und Deutschland? „ Ich denke als Inder, war es schwierig, sich an die Bürokratie und das System in Deutschland zu gewöhnen. Vieles dauert hier länger.“ Beispielsweise wenn er gute Köche aus Indien einstellen will. „Da müssen Anträge gestellt werden, es gibt ein Hin – und Her. Obwohl das ja auch gute Seiten hat, weil viele Menschen mit illegalen Mitteln hierher kommen wollen. Aber ich will produktiv arbeiten und vieles dauert mir einfach zu lang und ist zu kompliziert.“

Bunty Bans wurde 1970 geboren und wuchs in der Umgebung von Mumbai auf. Das Leben dort hat ihn geprägt. Die Hafenstadt und Finanzmetropole Mumbai gilt mit ihren 20-Millionen- Einwohnern seit jeher als Schmelztiegel der Kulturen und als eine Stadt, die Trends setzt, in der das Leben pulsiert und Tradition und Moderne sich vermischen. Genau wie in Berlin, sagt Bunty Bans. Nach einem Studium der Ingenieurwissenschaften wollte Bunty Bans sein Glück in Deutschland versuchen. Doch mit dem indischen Abschluß gab es in Deutschland Probleme. Daher kellnerte er einige Jahre in einem Restaurant in Berlin.

Viele deutsche Freunde bei Hochzeit

Bans Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1996, als er das "Amrit" in Berlin-Kreuzberg eröffnete.

Sein von ihm verehrter Bruder Bitu studierte derweil in den USA Wirtschaft mit Schwerpunkt Hotelmanagement. Und plötzlich kam die Idee auf, gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Genau gegenüber von dem Restaurant, wo Bunty Bans zuletzt gekellnert hatte. Es sollte ein besonderes Restaurant werden, ein Erlebnisrestaurant, das die Vielfalt Indiens darstellen sollte zu einer Zeit, als Indien mit vielen Klischees behaftet war. Dass er als Pionier damit so erfolgreich sein würde, hat Bunty Bans selbst überrascht: „Am Ende kann ich nur sagen, die Deutschen haben mich angenommen, so wie ich bin und haben mein Konzept akzeptiert. Dafür muss ich mich bei meinen deutschen Kunden bedanken. Ich habe mich von Anfang an bemüht, mich in diese Gesellschaft zu integrieren. Ich komme aus Mumbai und bin in einer multikulturellen Atmosphäre aufgewachsen, daher war das für mich nicht schwer. Ich habe viele deutsche Freunde. Bei meiner Hochzeit vor 11 Jahren waren auch 30 deutsche Freunde dabei, die extra für mich nach Indien gereist sind. Das sagt schon viel aus.“

Sein Vater verkaufte einst sein Fahrrad, besorgte sich mit dem Erlös ein One-Way-Ticket nach Mumbai und verließ sein Dorf im Punjab, erinnert sich Bunty Bans. Genauso startete auch er bei Null in Berlin. Doch heute ist Bans aus der Berliner Gourmet-Szene nicht mehr wegzudenken. Von Mumbai nach Berlin scheint es ein langer Weg, den Bans zurückgelegt hat. Doch was so fern erscheint, kann doch so nah beieinander liegen, das hat der bescheidene Bans bewiesen.

Autor: Nikhil Ranjan
Redaktion: Priya Esselborn

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